Lehrer wollen die Schüler mitnehmen

Was trägt dazu bei, dass inklusiver Unterricht gelingt? Die Studie geht - basierend auf dem Tremblay-Modell - den entscheidenden Schlüsselfaktoren hier in der DG auf den Grund - beispielsweise Wertvorstellungen oder Differenzierungsmethoden.

Hinsichtlich der pädagogischen Praxis im Alltag der Regelschule haben die Befragungen ergeben, dass sowohl die Lehrkräfte als auch die Integrationsbegleiter und Schuldirektoren eine positive Einstellung zu Differenzierungs- und Anpassungsmethoden haben. Gemeint sind damit Unterrichtsmethoden, die gezielt und aktiv auf die Bedürfnisse beeinträchtigter Schüler eingehen.

Verschiedenheit akzeptieren

So plädieren rund 30 Prozent der befragten Lehrer dafür, täglich Wiederholungsübungen oder weiterführende Übungen für bestimmte Schüler anzusetzen. Ein ähnlicher Anteil akzeptiert unterschiedliche Anforderungsniveaus beim Bewerten von Lernerfolgen.

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Ungefähr jeder zweite Lehrer erlaubt täglich verschiedene Antworttypen für eine gleiche Aufgabe, gibt unterschiedliche Anweisungen zur gleichen Aktivität oder nutzt verschiedene Kommunikationsformen - etwa mündliche, bildliche, schriftliche oder zeichnerisch. Dennoch, so wird selbstkritisch vermerkt, komme es in der Praxis zu häufig vor, dass allen Schülern die gleiche Aktivität abverlangt wird.

Zu den differenzierenden Anpassungen, die ebenfalls häufig von Lehrkräften genutzt werden, zählen unter anderem:

  • die Reduzierung der Arbeitslast

  • die Gabe von mehr Zeit zum Verrichten von bestimmten Aufgaben oder Tests

  • eine andere Formulierung von Angaben.

Nur selten werden computergestützte Systeme mit angepasster Software genutzt, sind Integrationslehrer bei Abfragen und Tests anwesend oder wird Schülern erlaubt, einen Text mündlich statt schriftlich zu absolvieren, um den besonderen Bedürfnissen der Integrationsschüler entgegen zu kommen.

Grundeinstellung zur Integration ist positiv

Auf die Frage, ob es für sie im kommenden Schuljahr denkbar und realisierbar sei, eine Regelschulklasse mit Integrationsschülern zu unterrichten, reagierten die Lehrkräfte, sowie alle anderen schulischen Akteure sehr positiv. Während man sich mehrheitlich durchaus zutraut, mit Beeinträchtigungen wie ADS/H, einer Körperbehinderung oder einer Dyspraxie umgehen zu können, sieht man eigene Grenzen erst bei schwereren Beeinträchtigungen wie autistischen Störungen oder großen mentalen Rückständen.

Bei der Erweiterung ihres Wissens steht für die Lehrkräfte und die Integrationsbegleiter im Hinblick auf die Integration vor allem der regelmäßige Austausch mit Kollegen, mit außerschulischen Therapeuten und Fachkräften sowie mit Integrationsbegleitern und Förderpädagogen im Vordergrund. Lehrkräfte und Integrationsbegleiter arbeiten häufig zusammen. 75 Prozent der Integrationsbegleiter geben an, täglich mit Lehrkräften zu kooperieren und über die Hälfte der Lehrer tun dies wöchentlich. Die Beteiligten nutzen solche Kontakte regelmäßig, um die eigene Praxis zu bereichern.