Dyskalkulie

Schreibender Schüler

Rechenschwäche - Rechenstörung

Die Rechenstörung ist ein international anerkanntes Störungsbild, das im WHO-Klassifikationskatalog für Krankheiten und Gesundheitsstörungen (ICD 10, F81.2) wie folgt definiert ist:

"Die Rechenstörung beinhaltet eine umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie Integralberechnung benötigt werden."

Obwohl diese Definition in der Fachwelt für viele Diskussionen sorgt, beinhaltet sie doch die wesentlichen Punkte zur Erklärung einer Dyskalkulie, einer Rechenstörung.

Verschiedenen Untersuchungen zufolge sind ca. 6 bis 8% der Kinder davon betroffen. Durchschnittlich sind dies ein bis zwei Kinder pro Schulklasse.

Ursachen:

Die Ursachenforschung steckt eigentlich noch in den Kinderschuhen. Dyskalkulie wird erst seit gut 30 Jahren erforscht.

Durch den Einsatz modernster Technik, geht man heute davon aus,

  • dass Kinder mit Dyskalkulie in Gehirnbereichen, die bei der Mengen- und Zahlenverarbeitung aktiv sind, oft eine abweichende Aktivität aufweisen,
  • dass diese Gehirnbereiche häufig weniger gut miteinander vernetzt sind.

zusätzlich treten Störungen auf:

  • im taktil-kinästhetischen Bereich (Wahrnehmung über den Tastsinn und die Bewegungsabläufe),
  • im visuellen und auditiven Bereich: Schwierigkeiten beim Wahrnehmen, Aufnehmen, Verarbeiten und Speichern,
  • Störungen der Serialität,
  • Störungen der Intermodalität (Verknüpfung versch. Sinnesbereiche)

Feststellung und Diagnose

Mathematik baut streng hierarchisch aufeinander auf. Ein Scheitern im Grundschulbereich ist vorprogrammiert, wenn die Basis des Rechnens fehlt. Wer die ersten Schritte nicht verstanden hat, wird die weiteren – darauf aufbauenden – nicht gehen können.

Genaue Beobachtungen seitens der Lehrpersonen und / oder Eltern sollen ein möglichst frühes Eingreifen ermöglichen.

Gezielte Diagnosen können durch

  • Kaleido-DG
  • Logopäden, Ergotherapeuten (mit Spezialisierung im Bereich RS)
  • die Beratung des ZFP (in der Schule)

vorgenommen werden.
Hierzu stehen den Fachleuten spezielle Tests zur Verfügung.

Förderung

Nach gestellter Diagnose ist es sehr wichtig, dass alle Beteiligten gemeinsam einen Förderplan erstellen, der dem Kind eine möglichst rasche und effiziente Hilfe zukommen lässt. Nur so können Misserfolge und damit verbundene mögliche psychische Auffälligkeiten verhindert werden.

Praxisnahe Literatur:

  • E. Moser Opitz: Ablösung vom zählenden Rechnen (Klett / Kallmeyer)
  • S. Kaufmann/ S. Wessolowski: Rechenstörungen: Diagnose und Förderbausteine (Klett / Kallmeyer)
  • (Arbeitskreis des Zentrums für angewandte Lernforschung ")
    - K. Rochmann/ M. Wehrmann: "Bloß kein minus....,....lieber plus!"                                               
    - H. Brühl/ C. Bussebaum/ W. Hoffmann/ H.J. Lukow/ M. Schneider/ M: Wehrmann: Rechenschwäche / Dyskalkulie
    Symptome - Früherkennung - Förderung
  • M. Gaidoschik: Rechenschwäche verstehen - Kinder gezielt fördern (Persen-Verlag)